Eine Zeitreise durch die Kosmetik

13.08.2019

Kosmetik ist keineswegs eine neue, moderne Erfindung. Vielmehr weist sie eine jahrtausendalte Geschichte auf. Schon vor Urzeiten haben sich Menschen geschminkt und gepflegt. Gehen Sie mit uns auf eine kleine Reise durch die Geschichte der Kosmetik.

Antike

Schon immer beschäftigten sich Menschen mit der Pflege ihres Körpers. So geht die Geschichte der Kosmetik zurück bis in die Zeit der Antike. Vor mehr als 5000 Jahren vor Christus übten sich vor allem die Römer, Griechen und Ägypter im Umgang mit Kosmetika.

Wohlriechende Salben und natürliche Öle wurden damals in die Haut eingerieben und sorgten für eine gepflegte Erscheinung. Pulverisiertes Malachit, Bleiglanzpuder und Zinnober gelten als antike Vorreiter unseres heutigen Makeups. Dabei wurde das antike Makeup gar nicht aus optischen Gründen, sondern zum Schutz der Haut vor starker Sonneneinstrahlung aufgetragen.

Vor allem die ägyptische Königin Kleopatra prägte als Schönheitsideal die Geschichte der Kosmetik. Neben Lidschatten-Puder und Lippenfarbe benutzen modische Frauen der Antike auch Wimperntusche aus gebranntem Kork. Nach der Teilung des römischen Reiches galt Make-Up als Symbol für heidnische Ausschweifung, der blasse Teint wurde zum Symbol für natürliche Schönheit.

Mittelalter

Im Mittelalter verstand man unter Schönheit und Kosmetik nicht im Geringsten das, was in der heutigen Welt für diese Begriffe steht. Damals mieden die Menschen die Sonne, da blasse, ovale Gesichter als schön galten. Zudem rasierte man sich den Haaransatz, um dem Ideal möglichst nahe zu kommen.

Die Kirche sah alles Körperliche als sündhaft an und so wurde auch die Hygiene vernachlässigt. Stattdessen setze man auf Duftstoffe und Parfums zum Überdecken des Körpergeruchs. Durch den Verzicht auf Wasser, Seife breiteten sich allerlei Krankheiten und Epidemien wie die Pest aus. Außerdem sorgte die Verwendung von giftiger Kosmetik wie Bleiweiß für Ausschläge und Rötungen.

Renaissance

Auch die Renaissance brachte keine Rückkehr zur Reinlichkeit, das Waschen galt immer noch als krankmachend. Katharina von Medici, Frau von König Heinrich II, zog in sechs Jahren mehrmals um, um so den durch Gestank und Unsauberkeit unbewohnbaren Räumen zu entkommen. Doch Make-Up kam erneut in Mode und vor allem in Italien, England und Frankreich wurde sich wieder leidenschaftlich geschminkt.

Die Haare hingegen wurden in der Renaissance sehr gepflegt. Die Farbe blond wurde bevorzugt und kunstvolle Frisuren wurden erstellt. Das Gesicht dagegen wirkte für unseren Geschmack sehr fahl und leer. Dem Schönheitsideal entsprachen zu dieser Zeit ungeschminkte Augen, schmale Lippen und Augenbrauen und eine hoch gewölbte Stirn.

Barock und Rokoko

Die Zeit des Barock brachte die Perücken mit sich. Von Damen wie Herren wurden stark parfümierte Perücken getragen. Im Gegensatz zur Renaissance schminkten die Damen ihre Augen und Brauen. Wangen wurden rosig und Lippen kräftig geschminkt. Das Gesicht und Dekolleté wurden mit Reismehl, als Puderersatz, gepudert.

Entstandene Unreinheiten oder Pockennarben wurden im verspielten Rokoko mit „Schönheitspflästerchen“ aus Leder, Samt oder Seite verdeckt. Die erste Hautcreme kam zum Einsatz und wurde aus der Kopfhöhle des Pottwals gewonnen. Diese war allerdings nur in der privilegierten Oberschicht zu finden. Napoleons Frau brachte das Waschen zurück in Mode und verbesserte dadurch die Hygiene enorm.

Das auslaufende 19. Jahrhundert war geprägt von überladenen, pompösen Frisuren und starkem Make-Up und noch immer war Kosmetik einer kleinen privilegierten Bevölkerungsschicht vorbehalten.

20er

Glamour war das bestimmende Thema in der Kosmetik der 20er Jahre. Mit Gesichtspuder wurde der natürliche Teint unterstützt. Rouge für die Wangen wurde gerne in Rosé, Himbeere, oder einem Orangeton aufgetragen. Für einen verruchteren Look wurden die Augen dunkel umrandet und Lippen herzförmig, dunkelrot geschminkt – Künstlichkeit war in! Dieser Effekt wurde durch schwarz getuschte Wimpern unterstützt, die einen Kontrast zu dem meist dunkelgrauen Lidschatten darstellten. Augenbrauen wurden wieder schmal gezupft und Haare folgten kurzlebigen Trends und wurden zum Bubi- bzw. Pagenkopf geschnitten.

Hautpflege und Düfte blieben nach wie vor präsent und fanden reichlich Verwendung. Die Mode entwickelte sich farbenfroh – Hemdhosen und Zweiteiler aus Seide und Spitze fanden ihren Platz. Bei den Fingernägeln arbeitete man nur in der Mitte der Nägel mit Lack, die Spitze und den Halbmond ließ man dabei aus.

30er

In kaum einem anderen Jahrzehnt waren die Damen so ladylike und gleichzeitig sexy. Aufwendige glamouröse Frisuren und wunderschönes Make-Up zu figurbetonter und extrem weiblicher Mode, die Rückkehr der Eleganz beginnt.

Schwerpunkt im Gesicht der 30er Jahre sind die Augen. Lidschatten in Puderform gibt es nun in allen Schattierungen. Mit einem dunklen Ton wird die Wölbung des Lid akzentuiert, das einen melancholischen oder mysteriösen Ausdruck haben sollte.
Wimpern werden in den 30er Jahren mit flüssiger Mascara betont. Es gibt Wimperntusche sogar in blau und grün, am häufigsten wurde aber schon früher schwarz benutzt. Für die Wirkung einer echten femme fatale imitierte man das Schönheitsidol Marlene Dietrich und so kamen auch falsche Wimpern zum Einsatz. Das Augen-Make-Up wird durch einen dezenten Lidstrich abgerundet.

40er

In den 40ern entwickelte sich ein wesentlich natürlicherer Look, der sich an der US-Schauspielerin Rita Hayworth orientiert. Kosmetik ist zeitweise kaum zu bekommen und doch wollen Frauen sich für ihre Männer im Heimaturlaub zurechtmachen. Zum Look der 40er Jahre gehört ein ebenmäßiger Teint.  Die Lippen werden großzügig in matten Rottönen geschminkt und die Augenbrauen fein gezupft und behutsam nachgestrichelt. Extremes, wie das Rasieren und Zupfen der Brauen, war out, man setzte auf Natürlichkeit. Am Abend werden die Augen mit dunklem Eyeliner umrandet.

Die Frisuren wurden praktischer, lange Haare wurden zumeist hochgesteckt getragen und so sicher verstaut.  Aus finanziellen Gründen ging man nicht zum Friseur, sondern legte selbst Hand an. Wer dazu keine Zeit fand, der band sich ein Kopftuch Turban-artig um den Kopf. Auch Hüte wurden viel getragen, denn sie waren als einziger Teil der Mode nicht rationiert.

50er

In den 50er Jahren beginnt die Zeit der Schönheitssalons, ein gepflegtes Äußeres war sehr wichtig. Ging man aus dem Haus, war die Kleidung sauber und gebügelt, die Haare gewaschen und frisiert und das Gesicht rasiert und geschminkt. So entwickelt sich die Kosmetikindustrie rasant und bringt immer neue Produkte auf den Markt. Der Frauenwelt stand somit das wichtigste und nötigste Schminkrepertoire zur Verfügung. Schönheits-Vorbilder dieser Dekade sind Marylin Monroe, Audrey Hepburn oder Grace Kelly. Der Fokus liegt, wie bei den beliebten Pin up-Bildern, auf einem knallroten Schmollmund, der gerne von einem Schönheitsfleck auf der Wange flankiert wird. Dazu ein heller Teint und dunkel betonte Reh-Augen und sanft gewelltes Haar, das das Gesicht weich umrahmt.

60er

Das Make-up der 60er ist sehr auffällig und insbesondere das Augen Make-up extrem. Die schwarze betonte Lidfalte kontrastiert mit weißem, hellblauen oder silbrigen Lidschatten. Eyeliner oben und unten, mehrere Lagen Mascara und falsche Wimpern gehören zum Tages Make-up. Auch falsche Augenbrauen und aufgeklebte oder aufgemalte Blütenblätter gelten als alltagstauglich.

Die Cremes waren damals einfach zusammengesetzt, sollten die Haut schützen und rückfetten. Wirkstoffe wie Vitamin A wurden zwar bereits eingesetzt, konnten auf Grund ihrer Größe aber nicht in die Haut eingeschleust werden. Damals eine Innovation: Kollagen aus Kalbs- oder Schweinehäuten, das gegen Falten helfen sollte und feuchtigkeitsbindende Hyaluronsäure aus Hahnenkämmen.

70er

Während die Damen jahrzehntelang einem hellen makellosen Teint nachgejagt sind, ist es nun mit der vornehmen Blässe vorbei. Die emanzipierte Frau ist sportlich aktiv und sieht frisch und gesund aus. Wie die Sängerinnen der Gruppe ABBA. Selbstbräuner oder Bronzing Powder verkaufen sich wie von selbst. Braun gebrannte Haut galt in den 70ern als schön. Spätfolgen der Sonnenstrahlung waren noch nicht bekannt. Cremes mit Lichtschutzfaktor sechs waren das höchste, was zum Sonnenschutz verwendet wurde. Für Sonnenbrand-Geplagte gab es Aloe Vera. Der Kosmetikstoff mit antientzündlicher, beruhigender und feuchtigkeitsspendender Wirkung wurde Ende der 70er entdeckt.

Am Abend darf mit der Disco-Kugel um die Wette geglitzert werden. Schließlich ist es die Ära des Saturday Night Fevers. Die Lippen dürfen glänzen, die Augen werden in metallischen Farben betont. Der Eyeliner der 60er Jahre hat dagegen ausgedient.

80er

In den 80ern entwickelte sich die Kosmetik rasant. Wirkstoffe ließen sich nun durch die Hornschicht in die Oberhaut schleusen. Sehr gut gelang dies mit Liposomen. Winzige Kügelchen transportieren den Wirkstoff in die Oberhaut. Zu damaliger Zeit war dies ein Meilenstein in der Geschichte der Kosmetik und Anti-Aging gelang in den Mittelpunkt.

Man kann ihn mögen oder nicht: Der 80er-Jahre-Look zählt zu den Auffälligsten des vergangenen Jahrhunderts. Die allgegenwärtige Neonfarbe macht nicht vor den Augen halt und so schimmern die Lider in allen Farben des Regenbogens. Gerne dürfen es zwei oder mehr knallige Farben auf einmal sein. Mehr ist mehr ist auch die Devise Mascara und Lidstrich, der gleich beide Augenlider betont. Ebenso auffällig sind Rouge und Lippenstift in den schrillen 80ern. Unangefochtene Stilikone dieser Jahre ist Popstar Madonna.

90er

Im letzten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts geht der Trend zurück zur Natürlichkeit. Brauntöne sind gefragt, beim Augenmakeup, beim Rouge und auf den Lippen. Als Makeup-Sünde gilt aus heutiger Sicht der Konturenstift, mit dem die Lippenränder dunkel umrahmt werden. Auch markante Augenbrauen gehören zum Look der 90er Jahre. Eyeliner und stark getuschte Wimpern sind dagegen out.
In den 90ern kamen Fruchtsäuren in Mode, die als Wunderwaffe gegen Falten galten. Der Trend hielt allerdings nicht lange an, da man Nebenwirkungen wie Hautreizungen, hohe Lichtempfindlichkeit und ein erhöhtes Hautkrebsrisiko feststellte. Ende der 90er konzentrierten sich Kosmetikforscher auf die Hautalterung. Messmethoden wurden verfeinert und Wirkstoffe genauer erforscht.

Heute mit Hinblick auf die Zukunft

Viele Schminkideen des vergangenen Jahrhunderts kommen uns heute verdächtig bekannt vor. Kein Wunder, denn die Retrowelle lässt frühere Trends in schier endlosen Varianten immer wieder aufleben. Vielfältig und schön inspirieren sie Frauen von heute zu ihrem ganz persönlichen individuellen Look.

Anti-Aging spielt eine größere Rolle denn je. Sogenannte Signalpeptide gehören zu den jüngsten Entwicklungen in der Kosmetik-Forschung. Die Eiweißketten sollen dem Bindegewebe signalisieren, mehr Kollagen und Elastin zu bilden, was der Haut mehr Festigkeit und Spannkraft verleiht.

Außerdem lässt sich als Trend eine Rückbesinnung auf möglichst natürliche Inhaltsstoffe beobachten. Bio, vegan und organisch sind nur nicht bei Lebensmitteln wichtige Attribute. Ganz aktuell sind Öl, Heilerden, Aktivkohle und Meeresalgen zur Teintverschönerung angesagt. Es wird vermehrt darauf geachtet, dass tierische Wirkstoffe aus der Kosmetik verschwinden. Forscher haben bereits Alternativen entdeckt, so ist Hyaluronsäure inzwischen synthetisch herstellbar. Unteranderem wird künftig weiter daran gearbeitet individuelle Hautprofile zu erstellen und persönliche Cremes für einzelne Personen zu mixen. Schon heute können Festigkeit, Spannkraft und Trockenheit der Haut akribisch analysiert werden und passende Produkte gefunden werden.


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